Mai 2025

This is where I'm softest

Sich mit alten Wunden auszusöhnen ist ein tief persönlicher Prozess. Für jeden Menschen sieht er anders aus. Sie ist leise oder laut, chaotisch oder klar. Manchmal schmerzhaft. Manchmal sanft. Wenn ich auf meinen eigenen Weg schaue – und auf den vieler meiner Klientinnen –, dann gibt es Muster, die sich oft zeigen. Keine Regeln, keine universellen Lösungen – aber bedeutungsvolle Prozesse.

1. Heilung ist eine sich ständig verändernde Landschaft

Manchmal fühlt sie sich an wie ein dunkler Wald, dann wieder wie ein tiefer See oder ein sonniges Feld. Jeder Abschnitt bringt eigene Herausforderungen und Geschenke mit sich. Es gibt keine „richtige“ Art zu heilen – alles hat seine Zeit.

2. Heilung bedeutet, hinzusehen

Heilung heißt, sich den Dingen zu stellen. Gefühle dürfen hochkommen. Gedanken dürfen sich zeigen. Es braucht den Mut, das, was unter der Oberfläche liegt, ans Licht zu lassen – was gesehen wird, kann sich verändern.

3. Heilung kann Angst machen

Heilung bedeutet oft, bekannte Muster zu durchbrechen. Und das heißt: Wir wissen nicht, was danach kommt. Es gibt Zwischenräume, Zeiten, in denen nichts klar ist.

Es braucht Mut, im Dazwischen zu bleiben – in diesem Raum zwischen Alt und Neu. Aber genau dort geschieht Veränderung.

4. Manche Wahrheiten waren eigentlich Lügen

Viele Überzeugungen, die wir über uns tragen, stammen nicht von uns selbst – sie wurden uns beigebracht: von der Familie, der Gesellschaft, von Autoritäten. Du darfst alte Geschichten loslassen, auch wenn sie lange dein Selbstbild geprägt haben.

5. Alte Geister können zu Freund*innen werden

Teile in mir, die ich früher abgelehnt habe – weil sie „zu schwach“, „zu sensibel“ oder „nicht stark genug“ waren – sind heute wertvolle Begleiter. Aus Scham kann Mitgefühl werden. Und aus Mitgefühl kann Freude werden.

6. Nicht alles muss abgeschlossen sein

Gerade in Beziehungen sehnen wir uns oft nach „Closure“, einem würdigen Abschluss. Es gibt Träume, Identitäten, Fantasien, die wir zurücklassen – unfertig. Viel bleibt unausgelebt. Und manchmal ist es ein Akt von Selbstfürsorge, Hoffnung loszulassen. Nicht jedes Kapitel muss zu Ende geschrieben werden. 

7. Heilung kommt in Wellen

Manche Wellen tragen dich zurück an Orte, die noch Schmerz in sich tragen. Aber du bist nicht mehr dieselbe. Und der Ort ist es auch nicht. Es fühlt sich an wie ein Rückfall – aber es ist ein Wiedersehen, mit anderen Augen.

8. Kleine Freuden helfen beim Überleben

Ein Sonnenstrahl auf dem Teppich. Ein alberner Moment. Ein Foto vom Regen auf dem Fenster. Ein Herz, das dir jemand/eine geliebte Person auf die Hand malt. In diesen kleinen Dingen steckt Trost. Und manchmal auch Heilung.

9. Du kannst deine Geschichte neu erzählen

Alles, was wir erlebt haben, kann unterschiedlich erzählt werden. Was du selbst als Scheitern ansiehst, findet jemand anderes mutig und aufregend.

Deine Erfahrungen prägen dich, aber sie entscheiden nicht darüber, wer du heute bist. Du darfst entscheiden was du zurücklässt.

10. Heilung ist eine Praxis. Kein Ziel.

Heilung ist kein Zustand, den man einmal erreicht und dann abhakt. Es ist ein lebenslanger Prozess. Ein Durchströmtwerden vom Leben. Eine Einladung, dein Herz und deine Empathie wachsen zu lassen

11. Niemand weiß so richtig den Weg

Niemand hat den perfekten Plan. Und wenn jemand das behauptet – sei vorsichtig. Wir alle sind unterwegs. Und das darf so sein.

Wenn du dich gerade irgendwo zwischen Dunkelheit und Licht befindest: Du bist nicht allein.

Heilung hat viele Gesichter – deines zählt auch.

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